19.11.2025 • Quantenphysik

Rekord: JUPITER simuliert einen 50-Qubit-Quantencomputer

Ein Team von Jülich Supercomputing Centre und NVIDIA einen neuen Simulationsrekord mit Europas erstem Exascale-Supercomputer aufgestellt.

Erstmals ist es gelungen, das Verhalten eines universellen Quantencomputers mit 50 Qubits vollständig auf einem klassischen Supercomputer zu simulieren. Für diese besonders rechenintensive Aufgabe kam Europas erster Exascale-Supercomputer JUPITER zum Einsatz, der im September am Forschungszentrum Jülich eingeweiht wurde. Damit übertrifft das Team den bisherigen Weltrekord von 48 Qubits, den Jülicher Forschende 2019 auf dem japanischen K Computer erzielt hatten. Der neue Rekord zeigt die enorme Leistungsfähigkeit des Rechners in Jülich – und eröffnet neue Möglichkeiten für die Erforschung und den Test von Quantenalgorithmen.

Blick zwischen die Racks von JUPITER
Blick zwischen die Racks von JUPITER
Quelle: Forschungszentrum Jülich / Sascha Kreklau

Simulationen von Quantencomputern sind ein unverzichtbares Werkzeug für die Entwicklung zukünftiger Systeme. Sie ermöglichen es, die Ergebnisse experimenteller Quantenrechner zu verifizieren und neue Quantenalgorithmen zu testen, noch bevor leistungsfähige Quantencomputer tatsächlich verfügbar sind. Beispiele sind etwa der Variational Quantum Eigensolver (VQE), mit dem sich Moleküle und Materialien berechnen lassen, sowie der Quantum Approximate Optimization Algorithm (QAOA), der Optimierungsaufgaben in Logistik, Finanzwesen oder Künstlicher Intelligenz adressiert.

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Benedikt Placke • 6/2025 • Seite 28

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Die Simulation eines Quanten­computers auf einem klas­si­schen Rech­ner ist äußerst rechen- und speicher­intensiv. Die Zahl der mög­lichen Zustände wächst exponen­tiell. Mit jedem zusätzlichen Quan­ten­bit ver­dop­pelt sich Rechen- und Speicher­bedarf. Etwa 30 Qubits lassen sich noch auf einem gewöhn­lichen Note­book simu­lieren. Für 50 Qubits wäre dagegen bereits ein Arbeits­speicher von 2 Peta­byte – also etwa zwei Milli­onen Giga­byte – erfor­der­lich. „So viel bieten derzeit nur die größten Super­computer der Welt“, erklärt Kristel Michiel­sen, Profes­sorin und Direk­torin am Jülich Super­compu­ting Centre JSC. „Das zeigt, wie eng Fort­schritte im Höchst­leistungs­rechnen und in der Quanten­forschung heute mitein­ander ver­floch­ten sind.“

Die Simulation bildet die komplexe Quanten­physik eines realen Quanten­computers voll­ständig nach. Jeder Rechen­schritt – etwa das Anwenden eines Quanten-Gatters – verändert mehr als 2 Bil­liar­den kom­plexer Zahlen­werte, eine „2“ mit 15 Nullen. Diese Werte müssen über Tausende Rechen­knoten hinweg synchro­ni­siert werden, um die Funktions­weise eines echten Quanten­prozessors präzise nachzu­stellen.

Den Rekord ermöglichte die enge Kopplung von Haupt­prozessor (CPU) und Grafik­prozessor (GPU) in den NVIDIA GH200-Super­chips, die in JUPITER zum Einsatz kommen. So können selbst Daten­mengen, die den Grafik­speicher über­steigen, mit minimalem Leistungs­verlust im CPU-Speicher zwischen­gelagert werden.

Um dieses hybride Speicherprinzip optimal zu nutzen, haben Fachleute im NVIDIA Appli­cation Lab – einer Einrich­tung des Jülich Super­computing Centre und NVIDIA – das Simula­tions­tool Jülich Universal Quantum Computer Simulator (JUQCS) weiter­entwickelt. Es führt nun auch dann Quanten­opera­tionen effizient aus, wenn Teile der Daten auf die CPU ausge­lagert werden.

Byte-Encoding, ein adaptives Kompressions­verfahren, senkt den Speicher­bedarf um den Faktor acht. Gleich­zeitig wird der Daten­austausch zwischen mehr als 16.000 Superchips des Systems durch einen dynamischen Algo­rithmus laufend optimiert. „Mit JUQCS-50 können wir universelle Quanten­computer realitätsnah nachbilden und damit Fragen beantworten, die heute noch kein Quanten­prozessor lösen kann“, sagt Hans De Raedt, Profes­sor am JSC.

Die Quantencomputer-Emulation JUQCS-50 steht über die Jülich Unified Infra­structure for Quantum Computing (JUNIQ) auch externen Forschungs­einrich­tungen und Unter­nehmen zur Verfügung – als Werkzeug und als Benchmark-Anwendung für kommende Super­computer.

Die Entwicklung erfolgte im Rahmen des JUPITER Research and Early Access Program JUREAP: „Bereits während der Aufbau­phase von JUPITER haben JSC- und NVIDIA-Exper­tinnen und -Experten im Co-Design eng zusammen­gearbeitet. Auf diese Weise konnten wir Hard­ware und Soft­ware möglichst genau aufein­ander abstimmen – ein wichtiger Schritt, um das Potenzial dieses Exascale-Rechners voll auszuschöpfen“, erklärt Projekt­team-Mitglied Andreas Herten. [FZJ / dre]

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